Rom 2011. In einer protestantischen Kirche sieht ein deutscher Archäologe den unauffällig gekleideten Papst. Ausgelöst von einem Blick auf dessen Hände beginnt bei dem frühpensionierten, sich gelegentlich als Fremdenführer verdingenden »gelernten Maulwurf, Steinchenzähler, Scherbenpinsler« ein Gedanken- und Fragenwirbel. Was tut die Hand des Papstes, wenn sie nichts tut? Wäre die päpstliche Hand zu einer Ohrfeige fähig oder haben die Würde des Amtes, die Müdigkeit des Alters oder Mutlosigkeit den Gedanken an solche Reflexe eingeschläfert? Warum schmeichelt Gaddafi Berlusconi mit dreißig Berberpferden, und warum musste Augustinus den Kaiser mit achtzig numidischen Zuchthengsten bestechen, um die Erfindung der Erbsünde durchzusetzen? Weshalb ist Rom für die Deutschen ein Sehnsuchtsort, obwohl sie dort seit den Germanen, Landsknechten und Nazis als die schlimmsten Barbaren gelten? Mit seiner neuen Erzählung führt Friedrich Christian Delius die Leser noch einmal in jene Kirche, die schon in seinem wunderbaren »Bildnis der Mutter als junge Frau« (2006) eine Rolle spielte. Zudem bewegt er sich geistreich und kritisch, phantasievoll und realitätsnah durch die rätselhafte, abgründige, gleichzeitig ja und nein vereinende Gegenwart und Geschichte der Ewigen Stadt.
Friedrich Christian Delius wurde 1943 in Rom geboren, wuchs in Hessen auf. Er lebt heute in Berlin und Rom. Mit zeitkritischen Romanen und Erzählungen, aber auch als Lyriker wurde Delius zu einem der wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren. Seine Bücher wurden in 18 Sprachen übersetzt. Bereits vielfach ausgezeichnet erhielt er zuletzt u.a. den Joseph-Breitbach-Preis (2007) sowie den Georg-Büchner-Preis (2011).
Eintritt: 3,-/2,- EUR. Reservierungen unter 0341/3505961. Veranstaltung des Sächsischen Literaturrates e.V. und des Kuratoriums Haus des Buches e.V.
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