Haus des Buches
Literaturhaus Leipzig

Veranstaltungen
© Foto:
17. November 2023 / 19.30 Uhr / Infoladen im Conne Island, Koburger Str. 3, Connewitz
»Kultur ist der Kitt«
»Zeugin und Täter«
Zur Geschichte des Kunsthauses Tacheles in Berlin. Buchvorstellung mit Su Tiqqun
Als »Kunsthaus« schrieb das Tacheles eine bemerkenswerte Geschichte. Es war Echokammer der 80er-Jahre Kunst, Programmkino, Spielstätte, Techno-Labor, Möglichkeitsraum und begehrtes Schmuddelkind des Berlin-Tourismus. Es überwältigte seine Macher und Besucher gleichermaßen, hat sich als Gesamtkunstwerk in eine Legende gehüllt, die in Kürze noch einmal aufgewärmt werden wird, wenn das Areal am Tacheles als nagelneues Luxusquartier an der Friedrichstraße die Schlagzeilen füttert.

Su Tiqqun wuchs in einer prosperierenden Industriestadt in Thüringen auf. Der Vater, Bergmann untertage, die Mutter Textilgutachterin übertage. Sus ganzheitliche Erziehung wurde auf die Verbesserung und Rettung der Welt geeicht. Sie studierte daher Deutsch und Geschichte auf Lehramt in Leipzig, wurde mit 24 Jahren allseits observierter Rebell, arbeitete als Lehrerin auf dem Land und in der Stadt, erst staatlich, dann kirchlich bis 1990, sie hat die ersten sieben Jahre des Tacheles studiert und ist danach von der öffentlichen Bühne verschwunden.

Eintritt frei. Die Veranstaltung findet im Infoladen statt.

Im Rahmen von »Kultur ist der Kitt« - Veranstaltungsreihe des Infoladens im Conne Island in Kooperation mit dem Literaturhaus Leipzig

Seitdem die coronabedingten Schließungen von Kulturveranstaltungsorten viele finanziell an den Rand des Abgrunds und nicht wenige sogar darüber gebracht haben, wird wieder mehr über die Rolle der Kultur für unsere Gesellschaft diskutiert. Sogar »systemrelevant« sei sie; so zumindest wurde von Kulturinstitutionen Wertschätzung gefordert. Kulturministerin Claudia Roth meinte, Kultur sei der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Was aber heißt dann Systemrelevanz und was Zusammenhalt - verstellt nicht gerade dies Kultur, etwas ganz anderes zu wollen, zu zeigen oder gar zu machen?

Weiter bei Roth: »Kultur muss endlich Pflichtaufgabe des Staates werden, nicht freiwillige Leistung, nicht bloßer Gnadenakt.« Das sagt die Kulturministerin und meint es natürlich gut. Nun ist es jedoch wie mit einem Werbespruch der Polizei: »Mein Freund, ich helf dir« - im einen erweckt das Frühlingsgefühle, anderen läuft es kalt den Rücken herunter. Ist die Verwandlung der Kultur/Kunst zum Gut, um das sich der Staat pflichtbewusst kümmern soll, ein Segen oder ein Fluch, weil einem bei so viel Nähe zum Staat schnell mal die Luft wegbleibt?


Diese Veranstaltung teilen


© 2024 / Literaturhaus Leipzig / Impressum/ Datenschutz
Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig
kontakt@literaturhaus-leipzig.de
Tel. +49 .341. 30 85 10 86