»Warum haben Sie Asyl beantragt?« - diese Frage muss der namenlose Erzähler mehrfach täglich ins Russische übersetzen. Er arbeitet für die Schweizer Einwanderungsbehörde. Die Antworten bei den Vernehmungen von Flüchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion offenbaren Grausamkeit, Angst und Schrecken. Beim Übersetzen des fremden Leids legt sich die eigene Lebensgeschichte wie eine zweite Haut um die Worte des Erzählers. Auch er ist ein Emigrant, der sich nach denen sehnt, die er nicht mehr um sich hat: nach seiner Frau und seinem Kind. Und plötzlich treten dem Dolmetscher neben eigenen Erinnerungen und Gefühlen Begebenheiten aus anderen Welten und Zeiten entgegen. Virtuos erzählt Michail Schischkin ein Jahrhundert russischer Geschichte.
Michail Schischkin wurde 1961 in Moskau geboren, studierte Linguistik und unterrichtete Deutsch. 1995 emigrierte er in die Schweiz, wo er u.a. als Dolmetscher für die Einwanderungsbehörde arbeitete. Sein erster Roman »Die Eroberung Ismails« wurde mit dem russischen Booker-Preis ausgezeichnet. Für »Venushaar« erhielt er gemeinsam mit seinem Übersetzer Andreas Tretner den Internationalen Literaturpreis 2011.
Andreas Tretner, geboren 1959 in Gera, übersetzte u.a. Romane von Boris Akunin, Vladimir Sorokin und Viktor Pelewin. Dafür wurde er mit dem Förderpreis zum Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung geehrt.
Veranstaltung in Russisch und Deutsch
Eintritt: 3,-/2,- EUR. Veranstaltung des Literaturhauses Leipzig, gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen Diese Veranstaltung teilen
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